Transrotor Kopfhörerverstärker im Test: Präzision, Musikalität und die Rückkehr der Klangregelung
Einleitung
Die Marke Transrotor ist HiFi-Enthusiasten vor allem als Synonym für exquisite, high-end Plattenspieler ein Begriff. Seit Jahrzehnten steht der Name für feinmechanische Meisterwerke aus Bergisch Gladbach. Weniger bekannt ist vielleicht, dass Transrotor seit einigen Jahren auch einen dedizierten Kopfhörerverstärker im Programm führt, der die gleiche Philosophie von Präzision und Musikalität verkörpert. Denn das Gerät ist technische nicht Grundlegend anders als die hauseigenen Phono-Stufen. Eine Besonderheit sticht sofort ins Auge: Es gibt eine Klangregelung für Höhen und Bässe. In einer Zeit, in der puristische Signalwege oft dominieren, war es eine bewusste Entscheidung von Firmenchef Jochen Räke, Anwendern wieder die Möglichkeit zur feinfühligen Klanganpassung an die Hand zu geben – eine Funktion, die dieser Verstärker mit Bravour meistert und ihn zu einem flexiblen Verstärker für audiophile Kopfhörer macht.
Design, Verarbeitung und Ausstattung
Schon beim Auspacken wird klar: Hier handelt es sich um ein echtes Transrotor-Produkt. Die Optik ist extrem edel, geprägt von massivem, perfekt verarbeitetem Metall. Das Gehäuse strahlt eine edle Wertigkeit aus, ganz wie man es von den Plattenspielern der Marke kennt. Die Frontplatte ist bewusst reduziert gehalten und beherbergt neben dem Lautstärkeregler, den Reglern für Balance, Bässe und Höhen sowie der Defeat-Taste für die Klangregelung lediglich einen 6,3mm Klinkenausgang für Kopfhörer.
Auf der Rückseite finden sich die Anschlüsse Cinch-Eingang, ein regelbarer Vorverstärkerausgang (Pre Out) und ein fixer Ausgang (Fix Out). Letzterer ermöglicht es, den Kopfhörerverstärker passiv in eine bestehende Kette einzuschleifen, ohne das durchgeschleifte Signal zu verändern – praktisch, wenn man ihn nur gelegentlich nutzen möchte.
Der Ein & Ausschalter findet sich am externen Netzteil. Dadurch wird der Verstärker Cleaner, da man einen Schalter ausgelagert hat, man muss das Netzteil aber in einer ereichbaren Nähe platzieren. Bei einem Kopfhörerverstärker ist das meist unproblematisch, da man durch das Kabel ohnehin nah am Gerät sitzt. Aus demselben Grund wurde wohl auch auf eine Fernbedienung verzichtet – die Bedienung erfolgt direkt am Gerät, was im typischen Kopfhörer-Setup gut funktioniert.
Technische Merkmale und Funktionalität
Der Transrotor Kopfhörerverstärker ist mehr als nur ein Verstärker für Kopfhörer. Dank seines regelbaren Ausgangs kann er auch als vollwertige Vorstufe fungieren und direkt eine Endstufe oder sogar Mono-Endstufen ansteuern. Alternativ lässt er sich, wie erwähnt, über den Fix Out passiv in den Signalweg integrieren.
Die Kernkompetenz liegt aber im Antrieb von Kopfhörern. Mit einer Ausgangsleistung von 200 Milliampere an einer Impedanz von 5 bis 10 Ohm ist er bestens gerüstet, um mit praktisch allen gängigen Kopfhörern auf dem Markt perfekt zusammenzuarbeiten. Meine Hifiman HE1000 Stealth als auch die 300 Ohm Sennheiser HD 660S2 musste ich nie über die Hälfte der Lautstärkeregelung drehen. Und dann hört man schon auf einer soliden Lautstärke.
Die Besonderheit ist allerdings die Klangregelung. Sie arbeitet wohldurchdacht in den klanglich relevanten Randbereichen: Der Bassregler beeinflusst Frequenzen unterhalb von 100 Hz, der Höhenregler greift ab 8 kHz ein. Beide bieten einen Regelbereich von +/- 10 dB. Entscheidend ist, dass der Mittenbereich, der für die Natürlichkeit von Stimmen und Instrumenten so wichtig ist, von der Regelung unberührt bleibt. Wer den puren Klang bevorzugt, kann die gesamte Klang- und Balanceregelung mit der "Defeat"-Taste vollständig aus dem Signalweg nehmen.
Klangqualität – Der Transrotor als Kopfhörerverstärker
Klanglich präsentiert sich der Transrotor zunächst von seiner transparenten und klaren Seite. Er löst feinste Details auf und zeichnet ein präzises, impulstreues Klangbild. Was ihn jedoch besonders auszeichnet, ist die Fähigkeit, diese hohe Detailtreue und Auflösung mit einem äußerst angenehmen, musikalischen Atmosphäre zu verbinden. Er klingt niemals analytisch-kühl oder gar anstrengend, selbst bei langen Hörsessions. Im Vergleich zu meinem Burson Soloist Voyager spielt der Transrotor vielleicht nicht ganz so warm und düster, überzeugt stattdessen aber mit einer phänomenalen Geschwindigkeit und Impulstreue vor allem im Bassbereich. Die Klangbühne wird gut strukturiert und in realistischer Größe dargestellt.
Diese gelungene Abstimmung zeigt sich beispielsweise bei "October" von Feverkin: Der Verstärker liefert eine sehr schöne Auflösung, bleibt transparent und impulsiv, hüllt das Ganze aber in eine angenehme, natürliche Klangfarbe.
Die Höhen sind stets klar und präsent, voller Details, aber perfekt dosiert, sodass sie niemals Scharf oder aufdringlich wirken.
Im Mittenbereich schafft der Transrotor eine besondere Intimität. Stimmen rücken näher an den Hörer heran, ohne unnatürlich zu wirken. Bei "Convergence" von Malia & Boris Blank gefiel diese intime Darstellung sogar besser als auf dem ansonsten exzellenten Burson. Auch bei "Scars" von Sam Smith beeindruckt die nahe, gefühlvolle Stimmwiedergabe. Gleichzeitig werden die begleitende Gitarre sehr fein aufgelöst und transparent dargestellt, während der Kickbass extrem klar, präzise und druckvoll daher kommt. Die Abstimmung wirkt hier ungemein stimmig und angenehm.
Der Bassbereich ist eine weitere Paradedisziplin des Transrotor. Er agiert extrem schnell, präzise und kontrolliert. Selbst bei anspruchsvollen Magnetostaten wie den Hifimans bleibt der Bass straff und definiert. Im Vergleich zum Burson Soloist Voyager klingt er weniger "düster" oder voluminös, selbst wenn man den Bassregler bemüht. Hier steht ganz klar die Qualität über der Quantität – eine Basswiedergabe von einer Definition und Struktur, wie man sie selten hört. Gerade beim Album "1995" von Kruder & Dorfmeister, spielt er diese Stärke voll aus. Der Transrotor zeigt eindrucksvoll, wie stark ein Verstärker die Klangeigenschaften – insbesondere im Bassbereich – eines Kopfhörers prägen und optimieren kann.
Meinen alten Denon AH-D7000 konnte der Transrotor zu neuen bisher ungeahnten Höhen verhelfen. Eine Kombination die den Denon ungemein gut tut und sie nochmal ein Level aufwertet. Die Kombination mit den Sennheiser HD 660S2 war schon deutlich schwieriger, da die Sennheiser eher auf der dynamisch analytischen Seite unterwegs sind. Hier war mir der Klang etwas zu angestrengt und es fehlt mir die Entspanntheit und Wärme der Denon. Allerdings ist die Kombination mit den Sennheiser HD 660S2 aufgrund der Preisdifferenz auch eher unwahrscheinlich.
Klangqualität – Der Transrotor als Vorverstärker
Nutzt man den Transrotor als Vorverstärker, beispielsweise in Kombination mit einer hochwertigen Endstufe wie dem Burson Soloist Voyager, überträgt er seine klanglichen Tugenden auf die gesamte Kette. Das Klangbild gewinnt hörbar an Präzision, Klarheit und Geschwindigkeit. Die Wiedergabe wirkt noch transparenter und dynamischer, ohne die gewohnt gute Bühnendarstellung zu verlieren.
Für wen eignet er sich?
Der Transrotor Kopfhörerverstärker richtet sich an Hörer, die eine dynamische, präzise und impulstreue Klangwiedergabe schätzen, dabei aber nicht auf Musikalität verzichten möchten. Dank seiner Klangregelung ist er äußerst vielseitig und lässt sich nicht nur dem persönlichen Geschmack, sondern auch unterschiedlichen Kopfhörern und Musikgenres anpassen.
Seine dynamische und präzise Art macht ihn zu einem idealen Spielpartner für elektronische Musik, wo er Impulse ansatzlos umsetzt und Bässe knackig wiedergibt. Gleichzeitig ist er musikalisch und besitzt genug Feinzeichnung, um auch bei Jazz und Klassik zu überzeugen und stundenlanges, entspanntes Hören zu ermöglichen. Er eignet sich hervorragend für sehr potente Kopfhörer, die mit einem hochwertigen Verstärker "mitskalieren" und ihr volles Potenzial erst an einem adäquaten Antrieb entfalten können.
Fazit
Der Transrotor Kopfhörerverstärker ist weit mehr als "nur" eine Umgebaute Phono Stufe. Der Transrotor Kopfhörerverstärker ist ein ungemein Hochwertiger Kopfhörerverstärker und das nicht nur wegen der tollen Optik und Verarbeitung.
Wer einen klanglich transparenten, dynamischen und musikalischen Kopfhörerverstärker mit ausreichend Leistung für High end Kopfhörer sucht, findet im Transrotor eine herausragende Option. Die Klangregelung ist das i Tüpfelchen das den Verstärker universal und für viele Kopfhörer geeignet macht.