Sennheiser HD 660S2 Review


Sennheiser ist eine feste Größe in der Welt des audiophilen Genusses, und mit dem HD 660S2 haben sie die nächste Evolutionsstufe eines beliebten Klassikers vorgestellt. Ich hatte die Gelegenheit, diesen offenen Kopfhörer ausgiebig mit verschiedenen Quellen zu testen und meine Eindrücke festzuhalten.


Design und Verarbeitung:


Beim ersten Anfassen fällt sofort auf: Der HD 660S2 ist kompakt und leicht. Trotz seiner überschaubaren Größe umschließen die Ohrmuscheln die Ohren vollständig. Das Gehäuse besteht zwar aus Plastik allerdings trägt dies maßgeblich zum sehr geringen Gewicht bei, was durchaus ein Vorteil ist, wenn man den Tragekomfort betrachtet.


Die offene Bauweise ist typisch für Kopfhörer dieser Art, macht den HD 660S2 aber sehr ineffizient. Hält man die Hand davor, merkt man sofort, wie viel Schall nach außen dringt – ein deutlicher Unterschied im Vergleich zu Planar-Kopfhörern wie meinen Hifiman. Optisch gefällt mir das schicke schwarze Design mit den kupferfarbenen Akzenten sehr gut; es wirkt zurückhaltend und edel.


Technische Details zum Sennheiser HD 660S2:


Bevor wir zum Klang kommen, hier ein Blick auf die Fakten: Der HD 660S2 ist ein dynamischer, offener Kopfhörer.


Frequenzgang: 8 Hz - 41.500 Hz

Impedanz: 300 Ohm

Kennschalldruckpegel (SPL): 104 dB SPL/V (1 kHz)

Klirrfaktor (THD): <0,04 % (1 kHz, 100 dB SPL)

Treiber: 38mm Wandler

Gewicht: ca. 260 g (ohne Kabel)

Anschlusskabel: Austauschbar, Lieferumfang beinhaltet Kabel mit 6,35 mm Klinke und 4,4 mm Pentaconn (symmetrisch)

Tragekomfort: Die Klemmkraft als Stolperstein?


Beim Thema Tragekomfort muss ich sagen, dass er schlechter ist als bei meinen Hifiman. Das Kopfband ist sehr schmal, und die Klemmkraft ist sehr hoch. Beim Tragen selbst stört mich das paradoxerweise weniger, aber beim Abnehmen merkt man die hohe Klemmkraft dann doch deutlich. Die Ohrpolster sind hingegen sehr angenehm und, wie bereits erwähnt, ohrumschließend, was gut isoliert (vom Gefühl her, nicht akustisch bedingt durch die offene Bauweise) und den Druck auf die Ohren gut verteilt.


Der Klang:


Der Charakter eines Kopfhörers hängt stark von der antreibenden Elektronik ab. Hier meine Eindrücke mit verschiedenen Setups:


Mit dem Topping A90D:


Diese Kombination liefert ein sehr cleanes, klares Klangbild. Die Soundstage ist gut ausgeprägt, besonders in der Breite (links/rechts). Bei Titeln wie "Resynthesis 3D Binaural Edition" von Max Cooper ist die Bühne rechts und links klar wahrnehmbar, aber nach vorne geht sehr wenig bis direkt vorm Gesicht. Der Bass ist sehr nüchtern. Er geht nicht so tief runter, ist aber etwas prägnanter und heller als bei anderen Kombinationen. Insgesamt wirkt der Bass präziser und nicht so dunkel wie bei den Hifiman mit den gleichen EQ-Settings.


Typisch für den Topping-Verstärker ist, dass der Klang nicht besonders intim wirkt, besonders bei Stimmen. Er ist eher technisch. Die Auflösung ist tadellos, mit einer sehr feinen Zeichnung von Details. Die Höhen sind sehr prägnant und präsent. Ehrlich gesagt, würde ich den HD 660S2 an diesem Setup nicht besonders lange hören; es ist wenig für entspannte Sessions, eher für analytisches Hören. Die Leistung ist mehr als ausreichend, aber das gilt auch für das MacBook Pro (MBP), welches die Sennheiser ebenfalls problemlos antreiben kann.


Mit dem Fiio M17:


Mit dem Fiio ist die Leistung ebenfalls ausreichend, sogar ohne den extremen DC-Modus, im erweiterten Over Ear Modus ist die Lautstärke aber schon etwas höher einzustellen. Der Bass geht hier etwas tiefer, ist aber weniger prägnant als beim Topping. Trotzdem bleibt er knackig und schnell, besonders im erweiterten Over Ear Modus.


Das Klangbild wird insgesamt runder. Bei "Johnson" von Kruder & Dorfmeister zeigt sich eine gute Auflösung, Geschwindigkeit und Dynamik mit ausgeglichenen Tiefen (mit EQ). Die Höhen sind weniger scharf und weniger im Fokus, wirken aber detailliert und sehr rund – eindrucksvoll bei "Keith don't go" von Nils Lofgren. Die Bühne ist hier kleiner als beim Topping. Das Klangbild ist insgesamt etwas mittenbetonter. Auch wenn ich die selben EQ Settings wie beim Topping verwendet habe (man könnte den Topping sicher noch optimieren, aber er ist nicht mein primäres Gerät), ist der Fiio die deutlich entspanntere Kombination. Songs wie "Sunny Days Live" von Mario Biondi erzeugen eine sehr angenehme Atmosphäre, und bei "Comfortably Numb 2022" von Roger Waters erlebt man eine geniale intime Stimme und tolle Atmosphäre.


Mit dem Burson Soloist Voyager:


Am Burson zeigt sich ein ausgewogener Klang. Man merkt, dass der Kopfhörer skaliert, aber nicht im selben Maß wie höherwertige Planarmagneten wie die Hifiman HE1000 Stealth. Er legt in allen Bereichen zu, aber die Steigerung ist nicht so dramatisch wie bei anderen Kopfhörern an einem High-End-Verstärker.


Das Klangbild ist insgesamt etwas dunkler. Die Auflösung bleibt gut, und die Musik wirkt prägnanter, klarer und feiner. Der Bass kommt hier etwas tiefer runter und wird präziser. Die Darstellung wird räumlicher, aber innerhalb der Grenzen des Sennheiser. Bei "Illusion live" von Reinhard Buhr gibt es eine gute Bühne, allerdings primär rechts/links. Die Auflösung ist sehr fein, die Gitarre klingt toll. Die Bühne wird mit hohem Crossfeed am Burson besser, auch die Ortbarkeit profitiert davon, zum Beispiel die Schelle ab 3:30. Dennoch ist die Bühne nicht so groß und der Klang nicht so füllend wie bei den Hifiman. Der Bass ist trocken und impulsiv ab 4:40.


Mit dem Transrotor Kopfhörerverstärker:


Diese Kombination erwies sich als keine optimale Kombo, auch preislich passt sie nicht gut zusammen. Der Transrotor ist für sich genommen zu schnell und präzise, was in Kombination mit dem nüchternen Klang der Sennheiser zu viel wird. Selbst die Klangregelung konnte das nicht ausgleichen. Die Sennheiser HD 660S2 sind einfach nicht die Zielgruppe für den Transrotor.


Fazit: Der Sweet Spot und die Grenzen


Der Sennheiser HD 660S2 eignet sich meiner Meinung nach gut für Genres wie Jazz. Seinen Sweet Spot erreicht er in meinen Tests mit einem Fiio M17 oder einem leichteren DAP allgemein. Mit dem Fiio bietet er ein sehr schönes, detailliertes Klangbild.


Gerade aufgrund seines geringen Gewichts ist er gut portabel, auch wenn die offene Bauweise den Einsatz unterwegs einschränkt. Insgesamt ist der Klang zu clean, um eine wirklich entspannte Experience zu vermitteln. Durch die relative Nähe des Klangs entsteht zwar eine gewisse intime Atmosphäre, aber der analytische und saubere Klang steht dem entgegen.


Was die Impulstreue angeht, können andere Kopfhörer mit anderen Verstärkern hier noch mehr bieten.


Alternative Setups:


Für Interessierte, die nach passenden Verstärkern/DACs suchen, hier zwei Optionen, die ich als Alternativen in Betracht gezogen habe (Hinweis: Dies sind Links zu Produkten, keine persönlichen Testergebnisse mit diesen spezifischen Geräten):


FiiO K9 (inkl. DAC & THX Verstärker): https://amzn.to/3DHlmiG

FiiO R7 (inkl. Streamer): https://amzn.to/3DHloXQ



Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Sennheiser HD 660S2 ein Hörer mit Stärken im analytischen Bereich ist, der von der richtigen Quelle profitiert und besonders mit einem passenden DAP wie dem Fiio M17 sein Potenzial entfaltet.